Besonders bei Mehrdeutigkeiten wissen wir oft nicht, auf welche Signale wir uns verlassen können. Eine Mehrdeutigkeit ist, wenn über die gesprochene Sprache „freundliche Worte“ geäußert werden, die Körpersprache aber mehr Distanz und Desinteresse ausdrückt. Oder wir zu einer bestimmten Tätigkeit auffordern [ Das Kinderzimmer soll aufgeräumt werden, Arbeitsanweisungen auf der Arbeit .. ] und dabei, die gesprochenen Worte nicht zeitlich mit der Handlung übereinstimmen. Wir sagen etwas: „Das soll getan werden.. “ gleichzeitig aber signalisieren wir über unsere Körpersprache und mit unserer Handlung, wir haben noch genügend Zeit. Oder wir ermahnen beispielsweise unsere Kinder mit erhobenem Zeigefinger und lächeln dabei. In solchen Fällen sind besonders Kleinkinder verwirrt, da die Kommunikation, die Anweisung unklar ist.
Was bedeutet nochmal kognitive Dissonanz?
Diese Diskrepanz zwischen verbaler und nonverbaler Kommunikation kann besonders verwirrend sein, insbesondere für Kleinkinder, die sich in ihrer emotionalen und sozialen Entwicklung befinden. Sie sind oft noch nicht in der Lage, subtile Hinweise (z.B. Tonfall, Wörter, Gefühle) zu deuten oder die Intention (Absicht) hinter den Worten zu erkennen.
Wenn wir beispielsweise unsere Kinder mit erhobenem Zeigefinger ermahnen und dabei lächeln, entsteht eine
- kognitive Dissonanz: Die Botschaft der Ermahnung steht im Widerspruch zur freundlichen Mimik.
In solchen Fällen können Kinder verunsichert werden und Schwierigkeiten haben, angemessen auf die Situation zu reagieren, was zu Stress und innerer Unruhe führen kann. Diese Verwirrung kann langfristige Auswirkungen auf ihr Vertrauen in zwischenmenschliche Kommunikation haben und ihre Fähigkeit beeinträchtigen, klare soziale Signale zu interpretieren. Daher ist es wichtig, sowohl verbale als auch nonverbale Botschaften konsistent zu gestalten, um Missverständnisse zu vermeiden und ein klares Kommunikationsumfeld zu schaffen.
Psychologische Hilfstellung, um Mehrdeutigkeiten bei Kindern zu vermeiden
Je jünger die Kinder sind, desto unterstützender sollte in geforderte Aktivitäten eingegriffen werden (Vorbildfunktion). Bei herausfordernden (schwierigen) Kindern gilt die Regel: Komplexe Handlungen in Teilaufgaben zu unterteilen und als Vorbild am Anfang aktiv mitzuwirken. Dabei sollte mit einer ruhigen, verständlichen Sprache gesprochen werden, Augenkontakt und Körperkontakt gehalten werden (z.B. sanftes Umfassen der Hände des Kindes).
Wenn es die Zeit erlaubt, werden weitere Artikel zu diesem Thema verfasst. Zur Erinnerung: Um die Unterstützung von Kindern zu erleichtern, sind folgende Konzepte ebenfalls Teil der Psychologie:
- Phasen der kognitiven Entwicklung nach Jean Piaget (kognitiven Entwicklungspsychologie)
- Soziale Lerntheorie nach Albert Banduras (Lernen am Modell)
- Emotionale Intelligenz
- Bindungstheorie
- Konstruktivistische Ansätze
- Positive Verstärkung
Hilfestellung, um Mehrdeutigkeiten zu erkennen und zu vermeiden
Kinder
- Kindern fällt es leichter mit der Körpersprache zu kommunizieren, als mit Worten.
- Die Körpersprache bei Kindern ist „ehrlicher und wahrheitsgetreuer“, als die gesprochene Sprache!
- Eltern oder andere „zeitliche Bezugspersonen“ sollten deshalb genau auf die Körpersprache ihrer Kinder Rücksicht nehmen, damit die Kommunikation und die Beziehung nicht gestört wird.
Erwachsene
- Erwachsenen fällt es leichter mit Worten zu kommunizieren, als mit der Körpersprache.
- Erwachsene können ihre Absichten durch Worte besser verstellen, als über die Körpersprache.
Die Körpersprache ist die authentischere Kommunikation. Wenn wir uns und den anderen Gesprächspartner beobachten und sogar „Er-Fühlen oder Mit-Empfinden“ können (Empathie), so können wir Mehrdeutigkeiten reduzieren und die Realität in den oft komplexen Situation besser wahrnehmen, besser agieren und reagieren. Durch gezieltes Nachfragen sichern wir zusätzlich unsere Vermutungen ab, um nicht voreilige oder falsche Schlüsse zu ziehen.
Vorsicht bei Deutung der Körpersprache!
Die Deutung der Körpersprache ist nicht zu 100% auf jede Person gleich umzusetzen. Abweichungen und Fehlinterpretationen können aus kulturellen- gruppenspezifischen Gründen oder aus personenbedingten Gründen resultieren (Schmerz im Arm, Zahnschmerzen, bevorzugte Körperhaltung, geübte Körpersprache ..). Auch sollten die Deutungen der Körpersprache situationsgerecht in der Gesamtheit betrachtet werden (Gestik, Mimik, Körperhaltung ..) .
Beispiel Körpersprache: Schau mir tief in die Augen
Die traditionelle Fehlinterpretation jemand hätte etwas zu verbergen, wenn die Person uns beim Gespräch nicht in die Augen schaut, ist nicht korrekt. In dieser Situation möchte die Person vielleicht einfach nur keine Stellungsnahme beziehen. Wir erreichen einen leichteren Zugang zu der Person, wenn wir die “gelernte Konfrontation – “Schau mir tief in Augen” auflösen und uns gleichzeitig die anderen Bedingungen anschauen (erlernte kulturelle- und personenbedingte Gründe). Durch das Auflösen der Druckausübung steigt zudem die Bereitschaft, dass die Person sich öffnet.
Beispiel Körpersprache: Verschränkte Arme
Auch hier die traditionelle Fehlinterpretation jemand wäre auf Abwehr, wenn seine Arme verschränkt sind, ist nicht korrekt. Besonders in Vorstellungsgesprächen oder Konfliktsituationen unter Beziehungspartnern können verschränkte Arme auch anzeigen, dass man im Moment nicht handeln möchte, aber durchaus bereit ist, zuzuhören.