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Liebeskummer oder sogar der Verlust eines Partners kann seelisch belastend sein und hat unterschiedliche Auswirkungen. Der Prozess des Leidens kann für Außenstehende manchmal unverständlich sein, sogar befremdlich wirken. Eine allgemeine Lösungsstrategie gibt es nicht, da jede Beziehung individuell ist und wir als Außenstehende nicht die Gedanken und Emotionen live miterlebt haben; können wir das seelische Leiden nur erahnen. Personen, die starken „Liebeskummer“ verspüren sind verzweifelt, können ihre Gedanken nicht mehr ordnen, haben heftige, oft auch vernichtende Gedanken und sind fast handlungsunfähig, da es sogar den ganzen Organismus betreffen kann.

Doch auch bestehende Beziehungen erleben manchmal Ereignisse und das Gefühl, sich mit dem Partner nicht mehr verbunden zu fühlen. Gefühle der „Leere oder sich nicht mehr geborgen fühlen“ ohne dabei eine dauerhafte Angst des Verlustes zu verspüren kann schon beim gemeinsamen Abschied am Bahnhof erlebt werden, wenn ein Partner auf Reisen geht. Ebenso die Partnerdefinition „Living-Apart-Together“ (Distanzbeziehung, Fernbeziehung) mit getrennt geführten Haushalten, kennen das Gefühl. In der Regel bleibt das Leergefühl bei diesen Beziehungsstrukturen jedoch nur von kurzer Dauer und man widmet sich selbständig den täglichen Aufgaben zu, da man auch weiß die Bindung ist ja noch existent.

Möglicher Lernprozess aus „Living-Apart-Beziehungen“?
Tipps vor Liebeskummer, gelernt aus Fernbeziehungen?

In der Regel lernen Living-Apart-Together-Partner automatisch und aktiv die eigene Geborgenheit zu gestalten – eine Art „Sicherheitsnetz“ wird aufgebaut. Daher können solche Fernbeziehungen eine wichtige Bewältigungsstrategie für später sein, falls Sie mal unter Liebeskummer leiden sollten. Die eigene Geborgenheit findet aufgrund der Fernbeziehung entweder in Gruppenaktivitäten statt, in sportlichen Einzelaktivitäten oder der friedvolle Rückzug zu Hause. Partner in „Living-Apart-Beziehung“ (Distanzbeziehung, Fernbeziehung) fällt es in der Regel leichter unabhängiger voneinander zu handeln. Dadurch wird die Gefahr reduziert, sein ganzes Konzept als Person vollständig in dem anderen Partner zu verlieren. Denn leider passiert es öfters, dass Partner in gewöhnlichen Partnerbeziehungen sich schnell und völlig hingeben. Dieses Hingeben ist zwar ein Formausdruck möglicher Liebe, doch oft wirkt der Eindruck, dass ein Partner oder beide Partner nicht mehr alleine handeln können. Dieses fast unselbständige Handeln, wovon Kleberhersteller (UHU, Pattex, Tesa..) nur von träumen können, kann nicht nur bei „Liebenden in der frühen Verliebtheitsphase“ beobachtet werden, sondern auch bei langlängeren Paarbeziehungen. Der Verlust der Autonomie, also die Eigenständigkeit kann sich dabei in vielen Dingen bemerkbar machen. Was anfangs bei Frischverliebten noch schön klingen mag, da der Partner in allen Angelegenheiten gefragt wird, kann im späteren Verlauf anstrengend wirken und zu extremen, ungewollten Abhängigkeiten führen (Überwachung, Angst, Verlust ..).


Von daher, wenn Sie jetzt vielleicht frisch verliebt sein sollten und sich dem Klebereffekt hingeben, erinnern Sie sich daran, dass beide Partner ihren Freiraum brauchen und beide ihr Wohlbefinden auch selbst gestalten können. Bedenken Sie die Regel, dass oft zu Beginn einer Beziehung die individuelle Freiheit (Autonomie) gerne und freiwillig gegen das Miteinander getauscht wird (Bindung). Doch der Alltag und andere Bedingungen werden schnell zurückkommen. Je früher Sie mit Ihrem Partner darüber sprechen und je früher Sie daher Einzelaktivitäten starten, desto automatischer wird der Weg zwischen Autonomie und Bindung gestaltet. Mit diesem Wechselspiel von Freiheit und Bindung geben Sie sich die Chance die eigenen Gedanken zu ordnen, sich mit anderen auszutauschen, sich außerhalb Ihrer Partnerbeziehung persönlich weiterzuentwickeln und lernen für Ihr Wohlbefinden selbst zu sorgen. Gleichzeitig werden Streitigkeiten und das Risiko, sich vollständig in dem anderen Partner zu verlieren, minimiert. Das eigene Ego zu pflegen kann hier also für beide Seiten hilfreich sein und steht in einem vernüftigen Verhältnis keineswegs in Gegensatz zu einer Partnerschaft.

Living-Apart-Beziehungen merken im Vergleich zu fern-nahen Beziehungsformen schneller, ob auch die „intellektuelle Ebene“ stimmig ist. Aber nun dann, falls SMS, tägliche E-Mails oder Telefonate sich nicht nur auf Smilies oder „3-Wörter-Sätzen“ beschränken.

Mögliche Gefahren bei „Living-Apart-Beziehungen“?
Distanzbeziehung, Fernbeziehung

Liebende in Living-Apart-Beziehungen können in jungen Jahren wichtige Dinge erlernen. Auf Dauer jedoch und insbesondere ungewollte Living-Apart-Beziehungen können zerstörerisch wirken, da andere Probleme zu bewältigen sind. Auch kann die Spontanität unter einer Fernbeziehung (Distanzbeziehung) leiden, da alles durchgeplanter ist beziehungsweise die Zeit knapper bemessen ist, als in fern-nahen Beziehungsformen. Moderne Kommunikationsformen mit Bildtelefonie oder Internet-Kamera reduzieren zwar das Gefühl des Getrenntseins, können aber das situative, die Zuwendung und die Aufmerksamkeit nach Feierabend nicht wirklich schließen. Nicht zu unterschätzen sind finanzielle Schwächen, die ein regelmäßiges Wochenendtreffen unmöglich gestalten [finanzieller und zeitlicher Faktor (Arbeit)]. Wir können daher nur empfehlen, schnellstmöglich ein gemeinsames Ziel durch Wohnort- und oder Berufswechsel zu finden. Gewollte Living-Apart-Beziehungen mögen dagegen einwenden, dass „Lieben auf Abstand“ die Leidenschaft und die Verbundenheit länger erhält, als auch das Verständnis füreinander wächst.

Gemeinsamkeiten von wirklichen „Living-Apart-Beziehungen“
und fern-nahen „Living-Apart-Beziehungen“?

Ob nun weit-entfernte oder fern-nahe Beziehungen, beide Beziehungsformen haben ähnliche Probleme. Personen in wirklichen Living-Apart-Beziehungen lernen in der Regel für das eigene Wohlbefinden zu sorgen, dennoch kann derselbe Erwartungsdruck aufkommen wie in fern-nahen bzw. haushaltsnahen Beziehungen. Dort wollen beispielsweise Zärtlichkeiten oder gemeinsame Aktivitäten auf die wenigen gemeinsamen Stunden komprimiert werden. Fern-nahe Beziehungen führen aufgrund unterschiedlicher Arbeitszeiten theoretisch eine Distanzbeziehung. Dies kann zu Streitigkeiten oder Missverständnissen führen, falls ein Partner nicht mehr die erwartete oder die zu Beginn gezeigte Liebes-Intensität „auf Abruf“ geben kann.


Egal welche Beziehungsform Sie wählen, in erster Linie sind Sie für Ihr Wohlbefinden (Glück, Glücklichsein ..) erstmal selbst verantwortlich. Der Partner kann Sie mit vielen kleinen Sahnecremes ergänzen und damit die Beziehung schmackhafter machen, jedoch sind Sie der Tortenboden.

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Fotograf: Singa, Titel: Seljalandsfoss, URL: http://piqs.de/fotos/132528.html, Some rights reserved. CC-Lizenz (BY 2.0), Some rights reserved. CC-Lizenz (BY 2.0)