In der Regel sollen Botschaften mit der Sprache und der Körpersprache übereinstimmen [ kongruent ] beziehungsweise sich ergänzen, um nicht zu verwirren.
Doppel-Botschaften hingegen sind widersprüchliche Informationen, die wir selber aussenden oder die in der Gesellschaft übermittelt werden [ inkonsistente Botschaften ]. Bei Doppelbotschaften kann ein Widerspruch in der gesprochenen Sprache vorliegen [ ein Satz mit zwei widersprüchlichen Aussagen ] oder es kann ein Widerspruch zwischen verbaler und non-verbaler Kommunikation bestehen → ungleich = Inkongruent (Inkongruenz). Dieses Thema Doppel-Botschaften findet Anwendung in der Psychologie, insbesondere in der Kommunikationspsychologie und der Familientherapie, wo es hilft, die Dynamik von Beziehungen und die Auswirkungen widersprüchlicher Botschaften auf das emotionale Wohlbefinden zu verstehen.
Beispiele von Doppelbotschaften (Double-Bind)1
in der Gesellschaft:
Widersprüchliche Signale können Missverständnisse auslösen:
- Gewünschte Gleichberechtigung von Frau und Mann im Alltag
( Karriere, Verhalten, Schönheitsideal )
Im Privaten jedoch sollen die Geschlechterrollen getrennt werden:
→ typisch Mann, typisch Frau und typisch Familie. - Alkoholausschank auf der Arbeit, dagegen wird Nüchternheit auf der Arbeit erwartet.
- Insgesamt sind die Völker gegen Atombomben.
→ Land A darf aber Atombomben besitzen, Land B darf keine Atombomben besitzen. - Rauchverbot an bestimmten Plätzen, Zigarettenrauchen ist schädlich.
→ Der Zigarettenverkauf wird dagegen weiter gefördert und der Steueranteil des deutschen Staates steigt pro Zigarette auf bis zu 73 Prozent.1
Beispiele von Doppelbotschaften (Double-Bind)2
in Beziehungen:
Bei Doppelbotschaften ist es dem Gesprächspartner (Empfänger) (fast) unmöglich richtig zu reagieren. Egal wie der Empfänger jetzt reagiert oder auch nicht reagiert, kann es vom Sender falsch ausgelegt werden oder sogar missbraucht werden. In der Familientherapie werden Doppelbotschaften oft als Teil dysfunktionaler Kommunikationsmuster betrachtet. Sie können zu emotionalen Problemen und Spannungen innerhalb von Beziehungen führen.
- Komm zu mir her, lass mich aber in Ruhe.
[ Tu dies, lass es sein. ( In einem Satz oder Atemzug ) ] - Du siehst toll aus, wie lange hast du für das Styling benötigt?
Ein Elternteil könnte einem Kind sagen, dass es geliebt wird, aber gleichzeitig durch kritisches Verhalten oder emotionale Distanz signalisieren, dass es nicht gut genug ist.
- Wenn du das nicht tust, dann magst du mich nicht.
Doppelbotschaft und Artzbesuch?
Ein bekanntes Beispiel für eine Doppelbotschaft ist der Arztbesuch und die Frage, ob der Partner mitkommt?
Zu unserem Beziehungspartner sagen wir beispielsweise:
- Frage von Person A zu Person B: „Möchtest du, dass ich dich zum Arztbesuch begleite?“
- Antwort von Person B: „Du musst mich beim heutigen Arztbesuch nicht begleiten, du hast auf der Arbeit genug zu erledigen“.
Die gesprochene Sprache (Ton) und die Körpersprache [ Ausdruck Gesicht (Mimik), Körperhaltung ..] der „Person B“ signalisieren jedoch: Unglaubwürdigkeit.
Es kann also passieren, dass „Person A“ noch Tage später vorwurfsvoll von „Person B“ zu hören bekommt:
- „Du hast es noch nicht mal ernst gemeint, als du mich fragtest, ob du mich begleiten darfst“.
Und das bekannte Thema: „Du weißt doch, dass wenn ich NEIN sage, ich trotzdem Sex mit dir will“, kann zwar interessant sein. Auf Dauer wirken sich solche Doppelbotschaften jedoch, die sich auch in anderen Lebensbereichen bemerkbar machen können – negativ auf die Beziehungsqualität aus. Denn oft meint die Frau oder der Mann wirklich das „NEIN“, und die andere Person muss sich dann überlegen, wie meint die Frau/der Mann das heute: „Will sie/er jetzt Sex oder will sie/er heute doch keinen Sex?“. Daher die Info, niemand kann die Gedanken der anderen Person lesen.
Deswegen sind Sie sich bewusst, was Sie wirklich wollen und vermeiden Sie dabei unklare Aussagen:
1. Sagen Sie nicht etwas und möchten aber das Andere.
2. Wenn Sie etwas sagen, dann meinen Sie es ernst.
3. Sagen Sie nicht etwas und tun was Anderes.
Psychologische Auswirkungen:
In häufiger Anwendung führt das Aussenden von Doppelbotschaften zu erheblichen Beziehungsstörungen bzw. zu persönlichen Störungen. Menschen, die häufig mit Doppelbotschaften konfrontiert sind, können Verwirrung, Stress und Unsicherheit erleben. Dies kann sich negativ auf ihr Selbstwertgefühl und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen auswirken (innerem Konflikt). Auch in der Eltern-Kind-Beziehung hat das Kind bei Doppelbotschaften Schwierigkeiten zu erkennen, was von ihm erwartet wird und wie es sich zukünftig verhalten soll. Kinder und Erwachsene können in späteren Situationen eine ehrliche Aussage nicht mehr von einer Doppelbotschaft unterscheiden, sodass das Verhalten und die Persönlichkeit gestört wird → es entsteht eine Art Handlungsunfähigkeit. Bei Eltern, die solche Doppelbotschaften aussenden und oder das gesprochene Wort nicht mit der Körpersprache in Einklang ist, reagieren Kinder oft mit Rückzug oder mit anderen Verhaltensweisen, um herauszufinden, was nun „wirklich gemeint“ ist.