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Im Alltagsleben sagen wir des öfteren: „Verlasse dich auf deine Nase“. Doch was steckt dahinter? Wie können uns Düfte emotional in unseren Entscheidungen beeinflussen?

Aroma-Wahrnehmung und Geschmacksrezeptoren

Durch Stimulation unserer Zunge regen wir unsere Geschmacksrezeptoren auf der Zunge an. Diese Geschmacksrezeptoren sind vor der Industrialisierung und noch zu Zeiten der Jagd eine wichtige Schutzfunktion gewesen, was genießbar oder ungenießbar ist.

Modell zur Erklärung
Topografische Zuordnung [ Papillen ]

Süß Sauer Salzig Bitter Umami
Zungenspitze
(Wahrnehmung erfolgt relativ früh)
Zungenrand Zungenrand hinteres Zungendrittel
Wahrnehmung erfolgt relativ spät
Herzhaft
(japanisches Wort)

Im Wirkungszusammenhang über das olfaktorische System, unserem Geruchssinn entsteht unsere Geschmackswahrnehmung. Bis zu 80% nehmen wir hauptsächlich unseren Geschmack über den „Geruchssinn“ auf.1 Auch entscheidet die Temperatur einer Speise den vermittelnden Geschmack.

Unklar ist inwieweit wir diese Geschmacksstimuli erlernt haben oder genetisch veranlagt sind. Haben wir jedoch einmal den Duft gespeichert, so reicht nur ein Bestandteil des Duftes um sich wieder an den vollständigen Duft zu erinnern bzw. mit dem Duft eine erlebte Erinnerung zu verknüpfen (assoziieren).

Duft Beispiel aus Baby-Zeiten
Vanille Sucht

„Bereits der Aztekenkönig Montezuma soll nach Vanille süchtig gewesen sein. Kein Wunder, hat Vanillin doch eine aphrodisierende Wirkung, denn ihr Duftstoff ist mit den Sexuallockstoffen des Menschen verwandt. Bereits Babys scheinen den Duft zu mögen, denn wenn sie an Vanille riechen, machen sie ein fröhlicheres Gesicht. Es wurde in einem Test nachgewiesen, dass es durch die Fütterung von Säuglingsnahrung mit Vanillegeschmack bereits zu einer Geschmacksprägung kommt, die dazu führt, dass Erwachsene später häufiger zu vanillinhaltigen Produkten greifen als solche, die gestillt wurden.“2

Psychologie :: Gewöhnung, Nachbilder, Erinnerung

Langdauerende Reizdarbietung (Duft) Kann eine Anpassung (an den Duft) bewirken
[ Adaption ]
Bei Entfernen des Reizes (Duft) Kann es zu negativen oder positiven Nachbildern kommen
Die Erinnerung / [ Assoziation ] zu einem bestimmten Duft Kann unser augenblickliches Verhalten verändern / beeinflussen

Natürliche Geruchs-Selektion zwischen Sexualpartnern
Ein Faktor von Vielen

Hintergrund ist das Protein mit dem Namen: MHC II (Major Histocompability Complex II). Je größer die Variation des MHC II in einem Körper eines Menschen ist, desto größer verbessern sich die Abwehrchancen gegen verschiedene Krankheitserreger. Jeder Mensch besitzt einen bestimmten Typus an MHC II Proteinen und wird vererbt. Durch die Abbauprodukte in Schweiß und Urin kann der andere Typus gerochen werden. Diese biologische Partnerwahl über den Geruchssinn betrifft sowohl Frauen als auch Männer. Dabei weisen Frauen in ihrer fruchtbarsten Phase (Eisprung), einen erhöhten Geruchssinn auf.

Theorie der genetischen Komplementarität 3
Zusammengehörigkeit von scheinbar widersprüchlicher sich aber ergänzender Eigenschaften

Laut Teststudien favorisieren Frauen eher Männer mit einem genetischen adaptiven Profil, die aber nicht dem eigenen Geruchs-Profil ähnlich sind. Damit ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass der Nachwuchs ein verändertes und optimiertes Immunsystem aufweist. Durch das Auswahlverfahren von abweichenden genetischen Merkmalen soll unter anderem auch Inzucht vermieden werden. Bei Einnahme des Verhütungsmittels der Pille (hormonelle Kontrazeptiva) bevorzugten die Frauen Körpergerüche von Männern, die dem eigenen Geruchs-Profil [ MHC-II ] ähnlich sind. Frauen wählen also in der Paarungszeit andere Partner aus, als für die darauffolgende Erziehung. Prof. Dr. Manfred Milinski vom Max-Planck-Institut erklärte in einem Video, dass die Antibabypille nur bis zum Jahre 1995 Einfluss auf den Geruchssinn hatte und damit auf die Wahl des Partners. Ich habe jedoch kein 100-prozentiges Ergebnis gefunden, dass die Antibabypille (Hormonpille), den Geruchssinn bei Frauen nicht beeinflusst und damit die natürliche Auswahl des Sozialpartner ungestört ist. Denn angenommen, die Frauen setzten die Antibabypille ab, dann könnten sie den aktuellen Partner eventuell nicht mehr riechen bzw. das Duftprofil würde unangenehmer empfunden. Diese Tatsache hätte eventuell einen Einfluss auf die Trennung beziehungsweise der falsche Sozialpartner wurde auserwählt.

Gezielt setzen wir ausgewählte Duftstoffe wie Deos, Parfüms, Cremes ein und signalisieren damit permanente Paarungsbereitschaft. Düfte stimulieren unseren Geruchssinn und können uns in unserer natürlichen Verhaltensweisen, der Wahl des Partners beeinflussen. In der Regel haben wir aber unser passendes Parfüm gefunden, welches den natürlichen und persönlichen Immungeruch verstärkt. Das falsch gewählte Pärfum (After-Shave, Duschgel), wird bei Ihnen wohl Unbehagen auslösen, wenn nicht so gar Kopfschmerzen und Übelkeit hervorrufen.

Jene Düfte also, die uns gefallen lösen eine Reaktion aus, die oft andauernder und beständiger sind, als andere Faktoren bei einem Menschen. Ein Arbeitskollege oder eine Person in unserer Umgebung, kann noch so nett und freundlich sein, jedoch wird es weniger eine angenehme Erinnerung in uns hervorrufen, wenn die Person nicht gut riecht bzw. ein Duftprofil aufweist, der uns nicht gefällt.

Unternehmen und Aromasäulen

Duft Marketing in Unternehmen, um leichte Beeinflussung zu starten

Wie festgestellt worden ist, beeinflussen Düfte unsere emotionale Welt und damit unsere Handlungsentscheidungen. Wir gehen öfters nach unserer Nase, als nach unserem Bewusstsein. Diese Kenntnisse, dass Düfte – wenn Sie gezielt/dezent zum Einsatz kommen und unterhalb unserer Wahrnehmungsschwelle dargeboten werden – nutzen Unternehmen in allen Bereichen. Ob nun der natürliche Duft, der frisch aus dem Backhaus in den Verkaufsladen strömt oder auf die gezielte Duftnote bei Produkten geachtet wird (z.B. Kosmetikprodukte, Autos) ist gemeinsam, dass eine gezielte Reaktion bei den Marktteilnehmern ausgelöst werden soll. Mit zusätzlichen Aktionen wie die Anpassung der Lichtverhältnisse und Auswahl der Musik, wird die Wirksamkeit von Düften in den Verkaufsräumen verstärkt.

Falls keine natürlichen Düfte vorhanden sind, können sogenannte Aromasäulen in Verkausräumen ihren Einsatz finden. Diese Aromasäulen verströmen durch Verdampfung die gewünschten Duftstoffe gleichmäßig in die Ziel-Räume und bewirken je nach Duft:

  • Lust oder Unlust
  • Zu- oder Abneigung
  • Inspiration, Sympathie, Leidenschaft, Wohlbefinden

Auch wenn die Persönlichkeit einer Person wie auch ihre Erfahrungswerte und die Einstellung zur Marke / zum Produkt selber eine tragende Rolle einnimmt und die Maßnahmen nicht auf jeden Menschen sofort mit dem gewünschten Effekt einwirkt, so ist Duft Marketing ein wirksames Instrument.

Praxisbeispiele

  • In einem Autohaus könnte zum Beispiel auf der Verkaufsfläche von Cabrio Modellen „frischer Meeresduft“ verströmt werden, ebenso in Reisebüros.
  • In Modegeschäften durch das dezente Verströmen von Frühlingsdüften zum Jahreswechsel.
  • In Büroräumen, Hotels, Verkaufsräumen

Jedoch sollten die Düfte der Branche, der Themenauswahl angemessen eingesetzt werden und die gesamte Atmosphäre im Einklang sein. Denn eine Aromasäule kann nicht über ein unfreundliches Personal oder über unhygienische Zustände hinweg täuschen.

Zum Schutz vor anderen Personen, sollten Aromasäulen nur dezent eingesetzt werden.

Beispiel Duftarten 4

  • Rosmarin / Zitrusfrüchten [ belebend, aktivierend ]
  • Melisse / Rosendurft [ beruhigend, entspannt ]
  • Eukalyptus [ schleimlösend ]
  • Pfefferminze [ kühlend, erfrischend ]
  • Anis- und Fenchelöl [ beruhigend, entkrampfend ]

Beispiel Duftarten in Wundheilung 4

  • Eugenol, Thymol, Allicin, Cineol [ Hemmwirkung auf das Zellwachstum verschiedener Bakterienstämme ]
  • Pfeffer, Nelken- Teebaumöl [ antimykotische und antivirale Wirkung ]
  • Eisenkraut, Lavendel, Kamille [ schmerzlindernd ]

1 Wahrnehmung und Aufmerksamkeit, von Dr.Hagendorf, Prof.Dr.Krummenacher, Prof.Dr.Müller, Prof.Dr.Schubert, 2011 - ISBN 978-3-642-12709-0
2 http://de.wikibooks.org - Babybuch: Beikost
3 Verhaltensbiologie von Prof.Dr.Peter M. Kappeler, 2.Auflage 2009 - ISBN 978-3-540-68776-4
4 Physiologie des Menschen mit Pathophysiologie, 2007, ISBN-13 978-3-540-32908-4
Allgemeine Quellen:
Botenstoffe der Liebe: Über das innige Verhältnis von Geruch und Sexualität von Ingelore Ebberfeld, 2005 - ISBN 3-8258-8489-9
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Fotograf: conwide.de