Lesezeichen hinzufügen

Wie oft haben wir das schon gehört und gelesen. Mein Partner muss kompromissbereit sein. Doch es gibt gravierende Unterschiede zu:

  • Kompromisse schließen (dem Verzicht)
  • faule Kompromisse und
  • kein Kompromiss (vollständig neue Lösungen müssen gefunden werden)

Und noch etwas: Kompromissbereit zu sein bedeutet nicht zwangsläufig: „Ich liebe dich!“

Allgmeinen Bedeutung von Kompromiss

Einen Kompromiss zu schließen ist erstmal nur auf Fakten basiert und damit „neutral“. In Partnerschaften, in Beziehungen hat die Liebe in gewisser Weise einen Einfluss auf die Kompromissbereitschaft und damit einen Einfluss auf die Ausgestaltung der gegeneseitigen Zugeständnisse.

Was ist ein Kompromiss [ 50/50 ]?

Unter einem Kompromiss versteht man das Treffen einer integrierten Entscheidung von zwei verschiedenen Parteien, mit zwei verschiedenen Interessen (Zielen). Dabei sind die Interessen zu 100-Prozent vollständig bekannt, die aber zu beiden Teilen realisiert werden wollen. Man versucht eine Entscheidung von [ 50% zu 50% ] zu treffen ohne das jeweils Nachteile für den anderen entstehen.

Beispiel A: Kompromiss [ 50/50 ]

  • Situation: Mann und Frau wollen gemeinsam eine Pizza bestellen
  • Antwort: Belegung der Pizza = 50% zu 50%

Beispiel B: Kompromiss [ 50/50 ]

Die Frau mag mit dem Fahrrad Richtung Meer fahren (Dauer= 3 Stunden), der Mann jedoch möchte nur am Meer spazieren gehen (Dauer= 1 Stunde)


Falls die Zeit es zulässt, wäre der einfachste Kompromiss zu sagen: Wir fahren mit dem Fahrrad ans Meer und gehen gemeinsam spazieren [ 50/50 ]. Bei diesem Kompromiss muss niemand der beiden Partner auf irgendwas verzichten. Eine Idealvorstellung von Kompromissbereitschaft. In der Praxis würde es wohl unter kompromissbereitschaften Partnern eher wie folgt aussehen:
  • Wir fahren 1,5 Stunden Fahrrad und spazieren 30 Minuten am Meer.

Damit hätte man auch einen Kompromiss getroffen, aber mit beidseitigem Verzicht auf Teilen seiner eigenen Forderung und beide Parteien sind damit auch glücklich.

Was ist ein Kompromiss [ 100% ]?

Nicht immer kann ein Kompromiss [ 50/50 ] getroffen werden. Dann besteht noch die Möglichkeit, dass man jeweils die Interessen „100% (pur)“ – gemeinsam oder einzeln – umsetzt.

Als Beispiel:

  • Heute fahren wir gemeinsam Fahrrad. Morgen gehen wir gemeinsam spazieren.
  • Frau unternimmt alleine die Fahrradtour und der Mann geht alleine spazieren.
  • Dieses Jahr fahren wir gemeinsam in den Urlaub nach Italien. Nächstes Jahr fahren wir gemeinsam in den Urlaub nach Spanien.

Was versteht man unter „Verzichten“?

Wenn nur ein Partner kompromissbereit ist, kann dies zu Ungleichgewichten in der Beziehung führen, da der andere Partner möglicherweise das Gefühl hat, dass seine Bedürfnisse und Wünsche nicht ausreichend berücksichtigt werden.

Beispiel verzichten:

Die Frau mag gerne ins Kino gehen (Film), der Mann mag jedoch das Schwimmbad besuchen (schwimmen).


Entweder jeder der Partner geht seinen eigenen Interessen nach ohne dem anderen einen Vorwurf zu machen. Oder ein Partner verzichtet auf seine Interessen – die Partner (Paar) gehen gemeinsam ins Kino. Dabei verzichtet der eine Partner auf seine Interessen (Bedürfnisse) zum Wohle des anderen Partners bzw. der Partnerschaft oder weil einfach keine Lust mehr besteht, die eigenen Interessen noch wahrnehmen zu wollen. Hier gilt zu erkennen, dass das Wort „Verzichten“, nichts mit Kompromissen oder Kompromissbereitschaft gemeinsam hat!

Gefahren beim „Verzichten“?

1. Kritisch:
Die Gefahren die beim Verzicht entstehen könnten, sind mögliche nachträgliche Forderungen vom Partner. Da der Verzicht nicht auf wirkliche „Liebe“ basiert wird jetzt nun machtdrohend und nachträglich eingefordert.

Beispiel von Forderungen bei Verzicht:

  1. „Wir waren heute im Kino, obwohl ich das nicht wollte.. , jetzt muss du mich dafür 1 Stunde lang an den Füßen massieren.“
  2. „Und wenn du mich nicht massierst (wenn du nicht das tust, was ich mir wünsche), ist das ein Beweis dafür, dass du mich nicht liebst.“

Jegliche Drohung oder Einforderung von Liebe beziehungsweise einer Gegenleistung ist die beste Möglichkeit, dass Sie Ihren Partner früher oder später auf irgendeine Art und Weise verlieren werden. Machen Sie sich bewusst, warum Sie so handeln und reagieren. Falls Sie nicht von alleine auf die Ursache kommen und Ihr Verhalten ändern können, empfehlen wir Ihnen Rat bei einem Psychologen oder einer vergleichbaren Einrichtung aufzusuchen. Falls Sie aber womöglich denken: „Ja, sonst massiert sie/er mich überhaupt nicht mehr, es sei denn, ich drohe ihr/ihm irgendwie ..“ , dann bleibt es immer noch bei unserer Empfehlung sich mentale Unterstüzung zu suchen. Falls Sie sich also hier wiedererkennen, ist es in Ordnung, sich therapeutische Unterstützung zu suchen, besonders wenn Ihnen beispielsweise die Wörter: Selbstreflexion, Empathie, Grenzen setzen, Bedürfnisse weniger etwas sagen. Solche Beziehungsgestaltungen, bei denen eine Person versucht, durch Drohungen oder das Einfordern von Zuneigung Kontrolle über den Partner zu gewinnen, fallen unter die Kategorie „emotionale Erpressung“.

2. Kritisch:
Falls immer nur ein Partner aus welchen Gründen auch immer auf seine Interessen (Bedürfnisse) verzichtet, zum Beispiel zum Wohle der Partnerschaft oder weil man sich ansonsten verbiegen müsste um beide Interessen wahrzunehmen, besteht eventuell und kurzgefasst die Gefahr, dass die Person sich mehr als eine Sklavin /ein Sklave fühlt, als ein wirklicher Partner-/in.

Was sind faule Kompromisse?

Beispiel:

  • Die Frau mag alleine in den Swingerclub gehen
  • Der Mann hat aber kein Interesse in den Swingerclub zu gehen

Da der Mann, der Frau die Bedürfnisse erfüllen mag, stimmt der Mann nur unter der Bedingung zu, dass er mit in den Swingerclub darf – jedoch kein Interesse an sexuellen Kontakten besteht. Das ist ein fauler Kompromiss; bei dem scheinbar ein Kompromiss gewählt wurde, in Wahrheit aber eine Person, hier der Mann, den kürzeren gezogen hat.

Sie mögen jetzt denken, dass ist ja logisch. Ja, aber das genau sind faule Kompromisse, da der Mann Angst hat seine Frau eventuell vollständig zu verlieren und womöglich denkt, als Aufpasser würde er wieder die Kontrolle erlangen, stimmt er dem faulen Kompromiss zu. Und bevor die Frau nicht alleine in den Swingerclub gehen kann (darf), willigt sie unter diesen Bedingungen ein.


Auch bei beruflichen Verhandlungen oder in der Politik denken Sie einfach an dieses Beispiel, denn ein fauler Kompromiss ist mehr ein notwendiges „fast“ zwanghaftes Übel, zum Nachteil für die andere Partei mit schlechteren Vertragskonditionen.

Keinen Kompromiss gefunden?

Es kann auch gut möglich sein, dass vorerst keine Entscheidung auf der Basis von „Kompromiss“ getroffen werden kann.

Beispiel:

  • Nur ein Partner möchte ein Kind
  • Nur ein Partner möchte ein Haustier
  • Kinobesuch findet nicht statt, weil ein Partner Überstunden auf der Arbeit leisten muss

Sie erkennen worauf wir hinaus möchten? Oft müssen wir neue Entscheidungen (Lösungen) treffen, um seine eigenen Interessen (Bedürfnisse) zu sichern und die gemeinsamen Interessen (Wünsche) des Partners. Ein Verbiegen oder eine Entscheidung zu treffen nur zum Wohle des Partners, kann nachträglich gravierende Auswirkungen haben – Es gibt hier keinen goldenen Mittelweg. Und das kurze Beispiel mit der Arbeit, dass eine Person sein Privatleben zum Wohle des Firmenwohls zurückstecken muss, ist manchmal notwendig. Jedoch ist es möglich, in einem bestimmten Zeitraum eine Lösung zu finden. Entweder man hat die Courage und die Möglichkeiten sich auf der Arbeit durchzusetzen, egal was andere Parteien von einem halten oder man sucht das Gespräch mit dem Chef.


Kompromisse können nicht immer gefunden werden. Weichen die Interessen, die Anforderungen, sowie der zeitliche Bezugsrahmen weit auseinander, müssen vollständig neue Lösungen gefunden werden.

Vewechslung von Feilschen und Kompromiss!

Verhandlungen und Vertragsabschlüsse sind oftmals nicht transparent. Käufer und Verkäufer wissen zwar, es geht beispielsweise um das Thema Autokauf, jedoch offenbart keiner der beiden Parteien die wirklichen Preisvorstellungen. Zudem versuchen viele Kunden (Verhandlungspartner) den Preis noch weiter zu ihren Gunsten zu beeinflussen, indem beispielsweise ein Kauf-Desinteresse vorgetäuscht wird oder bei Unternehmensverhandlungen werden die Abhängigkeiten zwischen den Parteien untermauert. Das ist Feilschen und kein Kompromiss. Auch bei großen Verhandlungen von Unternehmen zu Unternehmen wird gefeilscht, also eine Methode wo hartnäckig um jeden niedrigeren Preis gedrückt wird (verhandelt).


In solchen Zusammenhängen kling das Wort „Kompromiss“ wohlwollender als das Wort „Feilschen“ und im Nachzug wundern sich Vertragsparteien, besonders bei Großprojekten oder Zusammenschlüssen, warum eventuelle Teilbereiche aus diesen Verhandlungen in der Realität nicht funktionieren beziehungsweise mangelnde Präzision aufweisen (z.B. Produkte oder Bauprojekte sind fehlerhaft, fehlender Service, fehlende Qualität).

Bild im Header:
Fotograf: martinak15, Titel: 176/365, Beschreibung: "And the heart is hard to translate, It has a language of it's own.", URL: http://piqs.de/fotos/154475.html, Some rights reserved. CC-Lizenz (BY 2.0)