Im Jahr 2016 war ich als MTB-Guide (Tourenbegleiter) in Portugal unterwegs und möchte euch ein paar Eindrücke und Tipps auf dem Weg geben. Meine Entscheidung, im Ausland zu arbeiten, war an viele Faktoren geknüpft*. Zum einen wollte ich ein wenig privaten Abstand in Deutschland gewinnen und gleichzeitig meine tiefe Sehnsucht erfüllen, mit meinem MTB die Strand- und Felsenküste entlangzufahren beziehungsweise längerfristig Deutschland zu verlassen.
Ferrari steht in der Garage?
Wie für viele andere ist dabei das eigene Fahrrad unverzichtbar; jedoch gönnte sich mein MTB Cannondale Trigger zu dieser Zeit eine Schönheitskur und war beim Lackierer. Nun, im Verhältnis zu den Kosten kann man auch sagen, dass der Ferrari mehr rumsteht, als dass es gefahren wird. Aber so ist das mit den Lieblingsrädern; also flog ich alleine nach Portugal, um meine Erfahrungen als Tourenbegleiter zu sammeln.
Job- und Praktikumssuche im Ausland?
Berufliche Gründe veranlassen mich fortwährend, über das Jahr hinweg nach interessanten Stellen zu suchen, auch im Ausland. Doch dieses Jahr wollte ich unbedingt aus Deutschland fort und suchte nach den verschiedensten Jobangeboten im Ausland – von Farmerarbeiten über deutsche Callcenter und Malerfirmen bis hin zu Gastronomietätigkeiten. Letztendlich fiel die Wahl auf den MTB-Guide, denn dafür musste ich zugegebenermaßen die wenigsten Sprachkenntnisse vorweisen und konnte mit praktischen Qualifikationen punkten. Nach ungefähr vier Wochen fand ich dann eine offene Stelle als MTB-Guide in Portugal und hätte sogar sofort als Praktikant anfangen können. Bekanntlich kann man aber nicht einfach den Job und die Wohnung in Deutschland aufgeben, sodass ich erstmal ein paar Dinge regeln musste, bevor es zum Atlantischen Ozean gehen konnte
In vielen sportlichen Bereichen benötigt man einen Speziallehrgang beziehungsweise eine Trainerausbildung. Falls ihr beruflich und für längere Zeit als professioneller MTB-Guide arbeiten wollt, kann ich euch eine MTB-Guide-Ausbildung empfehlen. Denn professionelle Bike-Stationen oder beispielsweise die Tätigkeit auf einem Kreuzfahrtschiff (AIDA) legen Wert auf ein MTB-Zertifikat, unabhängig davon, ob man mit einem MTB-Guide-Zertifikat für den Job befähigter ist als ohne ein MTB-Zertifikat. Ich selbst besitze einen solchen MTB-Lehrgang nicht, behalte es aber in Erinnerung.
Stallerbike und Robinson Club
Freundliche Fern-Telefongespräche zwischen dem Familienunternehmen Stallerbike ermutigten mich, den Schritt ins Ausland zu wagen, da das Auslandsziel längerfristig geplant war. Zu dem Zeitpunkt der Bewerbung hatte Stallerbike drei Bikestationen direkt in der Robinson-Club-Anlage. Als externer Dienstleister war Stallerbike (2x in Spanien, 1x in Portugal) direkt im Robinson-Club vertreten. Der Vorteil einer Bikestation wie der Clubanlage Robinson ist, dass potenzielle Fahrrad-Kunden direkt vor Ort sind und gleichzeitig für die Verpflegung der Mitarbeiter ausreichend gesorgt ist; warum aber bestimmte Früchte (z.B. Wasser- oder Honigmelone) in Portugal aus Spanien importiert werden, obwohl sie zur gleichen Zeit dort wachsen, ist mir nicht bekannt. Ein großer Nachteil, den ich schnell persönlich empfand, ist jedoch, dass man bereits nach kurzer Zeit einen Club-Lagerkoller bekommt und von der Außenwelt wenig erfährt. Besonders bei einer 6-Tage-Woche bleibt wenig Zeit, die Außenwelt ohne Auto wirklich zu erkunden. Die Annehmlichkeiten der Clubanlage, die man auch als MTB-Guide nutzen durfte, wurden unsererseits mit Küchendienst gedankt; was in meinem Fall bedeutet hat, dass ich an einem Abend (in der Woche) für die Zubereitung der Pommes und den Fisch/Calamari zuständig war.
Unterschied
Süd-West-Algarve Portugal?
Unterschied Süd-West-Algarve Portugal? Nach zweitägiger Schnupperstation und kurzer Einarbeitung in Spanien (Andalusien) ging die Reise mit dem Auto (4-Stunden-Fahrt) nach Portugal. Die Vorfreude war natürlich groß, doch auf der Autofahrt wurde mir mitgeteilt, dass die Bike-Station in Portugal an der Süd-Algarve liegt und nicht an der West-Algarve, wie es die Unternehmensbilder auf der Webseite teils vermittelt hatten. An der Felsenküste von Portugal zu fahren; war aus – geträumt, sowie meine anderen Ideen, die ich nicht mehr umsetzen konnte. Und obwohl ich natürlich die Adresse und die Daten mit Google Maps verglichen habe, war ich zu sehr von den Bildern der Westalgarve beeindruckt, die auf der Unternehmenswebseite und der Facebook-Fanseite abgebildet waren.
Bekanntlich zeichnet sich die Südalgarve in Portugal durch ihre langen Sandstrände aus und wird als ruhiger empfunden, während die Westalgarve mehr eine Mischung aus atemberaubenden Sandstränden und Steinfelsen (Felsklippen) ist und damit viel erlebnisorientierter und abwechslungsreicher erfahren werden kann.
Leben und Arbeiten
in Portugal?
Wie das wirkliche Leben in Portugal ist, kann ich natürlich nicht beurteilen. Ich habe nur feststellen können, dass die Preise für Lebensmittel und Kosmetik in vielen Bereichen teurer waren als in Deutschland. Das mag daran liegen, dass wir in Touristenorten unterwegs waren. Doch wir waren an vielen Orten (Castela, Tavira, Faro) und von der besagten Armut konnte ich bei meinem Aufenthalt also nicht viel feststellen.
6-Tage-Woche und keine Bezahlung?
Zu meiner späteren Enttäuschung musste ich feststellen, dass trotz der Vereinbarungen keine Taschengeld-Zahlung folgte oder wohl explizit nicht von mir angesprochen wurde – ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Jedoch hat Staller Bike dafür die Unterkunft kostenlos bereitgestellt, in der ich mit zwei anderen Personen (w/m) untergebracht war. Auch die Verpflegung in der Robinson-Anlage war inklusive. Dennoch war ich später enttäuscht, als ich erfuhr, dass alle anderen Praktikanten – nach meinen Erinnerungen waren es fünf Personen – eine Bezahlung beziehungsweise Aufwandsentschädigung erhalten haben. Denn ich habe nicht nur die Touren ebenso geführt, sondern war auch in der Anlage in Portugal für die Funktionalität der vielen Fahrräder zuständig.
Vielleicht war es auch ein Missverständnis, und ich habe aufgrund meines Vertrauens auf eine automatische finanzielle Gegenleistung gehofft, zumal ich mich persönlich gut mit Herrn Staller verstanden habe und er mich nach meinen Erinnerungen auch für die Portugal-Station weiter verpflichten wollte. Doch ich musste die Miete und die Krankenversicherung in Deutschland weiterhin zahlen, sodass ich innerlich wutentbrannt in den nächsten Flieger gestiegen bin und nach Deutschland zurückflog (‚Dank der Ticketzahlung eines guten Freundes‘).
Fazit
als MTB-Guide!
Genauer gesagt waren wir bei Staller-Bike als Tourenführer unterwegs, und es wurden nicht die hohen fahrtechnischen Anforderungen gestellt, wie es bei richtigen MTB-Guide-Programmen der Fall ist. Denn bei einem MTB-Guide im wirklichen Sinne werden technische und praktische Dinge den Kunden (Gästen) vermittelt. Wir bei Staller-Bike waren jedoch als vollwertige Zweiradmechaniker, Tippgeber für Fahrräder und Tourenbegleiter aktiv.
Dabei kann es hilfreich sein, wenn man das GPS-Navigationsgerät von Fahrrädern schon kennt, da diese in der Handhabung und Geschwindigkeit (Richtungswechsel) anders reagieren als die typischen Auto-Navigationsgeräte. Daher mein Tipp, insbesondere fürs Ausland: Prüft alles vor der Abreise genau, vergleicht sogar die Bilder auf der Unternehmenswebseite mit dem zukünftigen Ort.
Ihr solltet bereits Ausdauer auf eurem Trainingsgerät haben, egal ob auf dem Mountainbike oder dem Rennrad, da nicht selten drei unterschiedliche Touren an einem Tag geführt werden.
Abschluss
meiner Erfahrungen im Ausland!
Ich könnte euch wohl mehr aus meinen Erfahrungen schildern, beispielsweise dass ich tolle Gespräche hatte, angenehme Erlebnisse mit meinen damaligen MTB-Kollegen (-in) und Mitgliedern aus dem Robinson Club oder wie traumhaft die Eindrücke aus der Gegend waren, als ich als MTB-Guide tätig war. Oder auf den MTB-Touren die Ausflüge zu den Olivenbäumen, Korkeichen und der Aloe Vera Pflanze (Wundheilung, Cremes). Doch wichtiger für mich ist, dass ihr euch genau über euren Auslandsort informiert und nicht zu vorschnell aus Euphorie heraus alle Zelte abbrecht. Denn bekanntlich hört die Freundschaft oder Bekanntschaft bei Geld auf. Und auch wenn ihr noch so nette Vorstellungsgespräche habt, ob in Deutschland oder im Ausland – sichert euch vertraglich ab.
Was ich leider erfahren musste, ist, dass deutsche Unternehmer im Ausland oft strenger sein können als deutsche im eigenen Land – aber es geht auch hier um Geld und nicht um Sonne, Party und ausgiebiges Essen. Ein Urlaubsgefühl kommt bei einer 6-Tage-Woche kaum auf.
Insgesamt möchte ich euch ans Herz legen, eure Entscheidungen gut zu überdenken und immer auf eure Rechte zu achten. So könnt ihr das Beste aus eurer Zeit im Ausland herausholen.
Zudem kann ich nur raten, alles schriftlich zu fixieren, besonders dann, wenn der Wunsch nach etwas Neuem so groß ist. Ihr könnt genauso wie ich enttäuscht werden, wenn die Realität nicht mit euren Erwartungen übereinstimmt. Eine klare Kommunikation und vertragliche Absicherung können helfen, Missverständnisse zu vermeiden und eure Zeit im Ausland angenehmer zu gestalten.
Ergänzung zum Einleitungstext zu Beginn;
an viele Faktoren geknüpft*
Insbesondere deswegen, weil ich mich als Ausländer in Deutschland nie wirklich wohlgefühlt habe. Das Problem dabei ist, dass ich nur die deutsche Sprache spreche, aber die mazedonische Staatsangehörigkeit besitze. Sogar von der arroganten mazedonischen Botschaft werde ich als Ausländer behandelt, weil ich eben nur Deutsch spreche. Und selbst mit einem deutschen Pass wäre es in Deutschland nicht anders, da ich meine südländische Herkunft nicht verstecken kann. Daher verstehe ich nicht, wie ein Land wie Deutschland den Schutz der Kulturen so vernachlässigen kann, wenn die Verhältnismäßigkeiten zwischen Inländern und Ausländern prozentual so stark überschritten werden oder völlig fremde Kulturen zugelassen werden, die keine Ähnlichkeiten mit der sogenannten europäischen Kultur haben? In jedem Land sollte ein gesundes Verhältnis herrschen, um nicht in Vorurteilsklassen zu fallen. Denn ein Schaden, der von Nicht-Inländern verursacht wird, bestraft nicht selten alle. Manchmal habe ich das Gefühl, Deutschland möchte einen Kulturkrieg führen; daher auch die Erlaubnis zur Religionsfreiheit, die für meinen Eindruck und meine Erfahrung nicht ins öffentliche Leben gehört.
Nicht selten bin ich ein Blickfang für die deutschen Gesetzeshüter und habe auch in Unternehmen das Gefühl, immer mehr tun zu müssen, um akzeptiert zu werden. In Portugal oder Spanien saßen die Gesetzeshüter direkt neben mir, und es kam kein einziges Gefühl des Unwohlseins auf.