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Die Europäische Zentralbank verwaltet die Währung Euro und hat als oberste Aufgabe die Geldmenge im Euroraum zu kontrollieren, zu verwalten und zu steuern. Die Europäische Zentralbank soll die Preisentwicklung so sichern, dass die privaten Bürger und Unternehmen mit einer stetigen Preisniveaustabilität planen können. Denn unabhängig von marktwirtschaftlichen Gegebenheiten das beispielsweise Unternehmen ihre Waren und Dienstleitungen im Preis senken oder steigen lassen können, muss es eine Sicherheit geben, dass das Geld, was Sie beispielsweise „garantiert ansparen“ in zwei, drei oder zehn Jahren auch mindestens die Kaufkraft hat, wie vor dem Ansparplan. Kurzgefasst kann und soll die Europäische Zentralbank (EZB) mit bestimmten Mitteln einer Inflation oder Deflation entgegen wirken und zugleich den Geschäftsbanken über genügend liquide Mitteln bereitstellen.

Geschäftsbanken können aber die Preisniveaustabilität beeinflussen

Die Geschäftsbanken beeinflussen den Prozess der Preisniveaustabilität jedoch bereits mit der Vergabe von Krediten (Zusage/Absage/Zinsen) sowie mit der Option, sich außerhalb der Europäischen Zentralbank [ EZB ] Geld zu leihen beziehungsweise finanzielle Mittel zu beschaffen. Beispielsweise können sie über die sekundäre Buchgeldschöpfung (passiv oder aktiv) zusätzlich neues Geld schaffen und somit die Geldmenge in einer Volkswirtschaft beeinflussen.

  • Buchgeld entsteht durch die Einzahlung von Bargeld auf ein Girokonto, bargeldlose Zahlungen sowie durch Guthabenkonten mit Dispositionskrediten (Überziehungskredit) und Kontokorrentkonte (spezielles Girokonto für den täglichen Zahlungsverkehr).

Entstehung von Buchgeld, auch Giralgeld genannt
Geldprozess der vielfachen Kreditvergabe – Multiple Giralgeldschöpfung

Passive Geldschöpfung

Aktive Geldschöpfung

Multiple Giralgeldschöpfung

Umwandlung von Bargeld in Buchgeld bzw. Giralgeld
[ bargeldloser Zahlungsverkehrt ]
Die Geschäftbank entscheidet über die einfache Kreditvergabe vielfache Kreditvergabe
Bargeld in Höhe von 100 Einheiten wird auf ein Bankkonto transferiert (Einzahlung). Dieses Geld befindet sich jetzt im Bestand der Bank und wird nicht mehr als Geld gezählt sondern als = Giralgeld.

Der Umlauf an Bargeld ist durch die Transferierung gesunken, jedoch nimmt die Buchgeldmenge bei der Bank im gleichem Maße zu.

Aufgrund der zusätzlichen Liquidität der passiven Geldschöpfung in Höhe von 100 Einheiten, können die Banken Kredite in Höhe von 100 Einheiten vergeben.
Eine Geldvermehrung findet nicht statt.
Bei der multiple Giralgeldschöpfung wird ein vielfaches mehr an Krediten vergeben, was die Menge an Buchgeld ausweitet. Die Geschäftsbanken können sich über den Prozess der Multiple Giralgeldschöpfung und über die Spareinlage der Kunden günstiger Geld beschaffen, als von der Europäischen Zentralbank.
Die multiple Giralgeldschöpfung ist an bestimmten Bedingungen gebunden, wie von der Europäischen Zentralbank (EZB) festgelegten Mindestreservesatz. – seit dem 18.Janaur 2012 auf (r) = 1%
Aktueller Mindestreservesatz (r) unter: https://www.bundesbank.de/de

Die Geschäftsbanken können darüber hinaus die Reservequote bei der EZB, mit einer freiwilligen Barreserve erhöhen.

Erklärung
Mindestreservesatz (r)

Der Mindestreservesatz (r) der Europäischen Zentralbank ist nur eine Steuerungsgröße, für die erlaubte Vergabe von Krediten der Geschäftsbanken an die Kunden. Dieser Mindestreservesatz (r) verkleinert oder vergrößert den Geldschöpfungsmultiplikator und soll damit die vielfache Kreditvergabe der Geschäftsbanken begrenzen. Die freiwillge Barreserve der Geschäftsbanken hingegen ist eine Schutzfunktion für den Fall, dass alle Kunde sich entschließen sollten ihr Geld, welches zuvor BAR eingezahlt wurde – abheben zu wollen. Diese Schutzfunktion kann auch als eine interne Bonitätsprüfung der Banken verstanden werden und falls die Geschäftsbanken nicht über ausreichende Reserven verfügen, droht die Zahlungsunfähigkeit. Eine Zahlungsunfähigkeit der Banken bedeutet im schlimmsten Fall, dass Sie als Kunde kein Geld mehr bekommen.

Die vielfache Kreditvergabe

Beispiel: Spareinlage bei der Bank einzahlen


Beispiel
Ein Kunde A legt bei Bank A eine Spareinlage von 20.000 € an und erhält auf dieses Geld 3 Prozent Zinsen pro Jahr (p.a.). Angenommen, der Mindestreservesatz der Europäischen Zentralbank beträgt dabei 10 Prozent, so muss die Bank 2.000 € einbehalten beziehungsweise bei der Europäischen Zentralbank (EZB) hinterlegen.

Die jetzt verbleibenden 18.000 € darf die Bank als Kredit an einen anderen Kunden weiter verleihen. Dieser Kunde B kauft für 18.000 € privat ein Auto. Der Verkäufer zahlt diese 18.000 € wiederum bei seiner Bank B ein. Die Bank B führt auch hier den Mindestreservesatz von 10% an die Europäische Zentralbank (EZB) ab, sodass die Bank B 16.200 € weiter verleihen darf. Dieser Prozess der Kreditvergabe wird solange wiederholt, solange das Geld in den Geschäftsbankensektor zurückfließt und bis durch die gesetzliche Mindestreserve und der freiwilligen Barreserve bei der Europäischen Zentralbank kein weiteres Geld zur Kreditvergabe mehr übrig bleibt.

Beispiel vielfache Kreditvergabe

Einzahlung Kreditvergabe Mindestreservesatz (r)
bei der Europäischen Zentralbank (EZB) hinterlegen.
Diese (Mindestreserveguthaben) werden bei der EZB verzinst! » Bundesbank
Überschussreserve
der Geschäftsbank
Kunde A zahlt 20.000,- € bei der Bank ein 2.000,- € 18.000,- €
Kunde B erhält von dieser Bank einen Kredit in Höhe von 18.000,- € 18.000 € 1.800,- € 16.200,- €
Kunde C erhält einen Kredit von der Bank in Höhe von 16.200,- € 16.200 € 1.620,- € 14.580,- €
Kunde D erhält einen Kredit von der Bank in Höhe von 14.850,- € 14.850 € 1.485,- € 13.365,- €
Kunde E erhält einen Kredit von der Bank in Höhe von 13.365,- € 13.365,- € 1.336,50 €
Summe neuer Kredite:
62.415 €
Schutz der Banken:
8.241,50 €

Hier endet als Beispiel der Prozess der vielfachen Kreditvergabe, weil der letze Kunde E die 13.365,- Euro im Ausland ausgegeben hat.


Geldschöpfung der Bank: 34.173.50 Euro
Rechnung: [ (62.415 Kreditvergabe minus 8.241,50 Rerserve) minus 20.000 Einzahlung ]

Die vielfache Kreditvergabe mit Formel berechnen
Geldschöpfungsmultiplikator [ Multiple Giralgeldschöpfung ]

Der Geldschöpfungsmultiplikator berechnet in einfacher Form, wie oft die Kreditvergabe unter Beachtung des Mindestreservesatzes (r) möglich ist.

Vereinfachte Formel zur Berechnung der maximalen Kreditvergabe
[ Geldschöpfungsmultiplikator ]

  • Einlage: 20.000 €
  • Mindestreservesatz (r)= 10% / = Kreditmultiplikator = 0,1
  • freiwillige Barreserve der Geschäftsbanken = 30% / Kreditmultiplikator jetzt = 0,4

Rechnung: Überschussreserve als Kreditvergabe

Einlage – Mindestreserve
20.000 € minus 10 Prozent
Überschussreserve
= 18.000 €

Rechnung: Multiple Giralgeldschöpfung als vielfache Kreditvergabe

Multiple Giralgeldschöpfung nur mit Mindestreserve

Überschussreserve • Kreditmultiplikator
18.000 • 0,1
Maximale Kreditvergabe
= 180.000 €

Multiple Giralgeldschöpfung mit freiwilliger Barreserve

Überschussreserve • Kreditmultiplikator
18.000 • 0,4
Maximale Kreditvergabe
= 45.000 €

Aus einer anfänglichen Bareinlage von 20.000 Euro wird eine Kreditvergabe von 180.000 Euro möglich. Das 9-fache an Geld wurde verliehen, als ursprünglich eingezahlt wurde. Wenn wir aber jetzt den aktuellen Mindestreservesatz, 18.Januar 2012 mit r = 1% betrachten, folgt eine maximale Kreditvergabe in Höhe von 1.980.000 € [ 1 Million 980 Tausend ]. Hier wird das 99-fache der ursprünglichen Einlage verliehen!

Vielfache Kreditvergabe,
eine Gefahr für die Volkswirtschaft?

Einige würden diesen Prozess der vielfachen Kreditvergabe für normal ansehen. Man könnte argumentieren, dass die Banken die Sicherheiten von den Kreditnehmern besitzen wie beispielsweise in Form von Versicherungen, Hypothek oder Grundschuld (Belastungen eines Grundstückes, inklusive Gebäude ..) sowie anderen Wertgegenständen. Jedoch zeigt das obige Beispiel, dass eine einzelne Bank oder alle Banken gemeinsam neue Kredite schaffen ohne eine ausreichende Sicherheit bzw. Bonität besitzen zu müssen. Kurzfristig mögen solche Prozesse eine Volkswirtschaft beleben, langfristig entstehen einer Volkswirtschaft jedoch Schäden durch Überschuldung und Inflationsgefahr durch die neu geschaffene Geldmenge der Banken, die sich auf die bestehenden reale Wirtschaft verteilen wird → Geldmengenerhöhung mit möglicher Folge, dass das Geld an Wert verliert. Man kann auch sagen, dass die Geschäftsbanken Zinsen und Zinseszinsen auf Geldschulden erheben, welches sie selber gar nicht besitzen. Eine Bank oder andere Verleiher könnten Kreditnehmer darüber hinaus, durch die oft hohen Zineszinsen sogar gezielt enteignen.


Der gesetzliche Mindestreservesatz der Europäischen Zentralbank hat nur einen geringen Einfluss auf die Kreditvergabe der Geschäftsbanken. Denn zu der vielfachen Kreditvergabe, können Geschäftsbanken flüssiges Geld bzw. Sichtguthaben durch die Umwandlung von kurzfristigen Schuldverschreibungen (Wertpapiere) oder Devisen (Währungshandel) umwandeln. Sodass die Giralgeldschöpfung außerhalb der passiven Geldschöpfung in Gang gesetzt werden kann. Somit kann eine Bank unabhängig der gesetzlichen Bestimmungen der Europäischen Zentralbank (EZB), die Geldmenge steuern bzw. erhöhen.

In kaufmännischen Prüfungen schreiben Sie bitte als Antwort: Dass die Europäische Zentralbank (EZB) durch die Höhe des Mindestreservesatzes die Giralgeldschöpfung beziehungsweise die Kreditvergabe beeinflussen kann. So wird es in der Theorie gelehrt.

Videos 2016 hinzugefügt

YouTube-Titel: Goldschmied Fabian – Warum überall Geld fehlt (ganze Länge)

youtube link zu Goldschmied Fabian - Warum überall Geld fehlt
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YouTube-Titel: Ken Jebsen im Interview mit Wirtschafts Prof. Dr. Franz Hörmann

youtube link zu Ken Jebsen im Interview mit Wirtschafts Prof. Dr. Franz Hörmann
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https://www.youtube.com/watch?v=dextI46BqAo

ps.
Dieser Artikel wurde 2011 erstmalig auf unserer anderen Webseite veröffentlicht.

Hinweis:
Dieser Artikel wurde 2011 erstmalig auf unserer anderen Webseite veröffentlicht.
Allgemeine Quellen:
Wirtschaftspolitik von Prof. Dr. Jörn Altmann, 8 Aufl. 2007 ISBN 978-3-8282-0389-1
Grundlagen der Volkswirtschaftslehre von Heertje Wenzel, 6.Aufl. 2001 ISBN 3-540-42436-9
Volkswirtschaftslehre von Alfred Kyrer und Walter Penker, 6. Aufl. 2000 ISBN 3-486-25383-2
http://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Veroeffentlichungen/Buch_Broschuere_Flyer/geld_und_geldpolitik.html
http://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/FAQ_Listen/faq_zum_thema_geldschoepfung.html?docId=175766#175766
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