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Die hier erweiterte Prozesskostenrechnung soll laut Theorie im Ergebnis genauer sein als die klassische Kostenrechnung, die sich auf [ Material, Fertigung, Verwaltung, Vertrieb ] und die Kostenträger [ Produkten, Aufträgen ] stützt.

Denn in der klassischen Kostenrechnung werden beispielsweise die Kosten für den Einkauf verschiedener Materialien mit einem Zuschlagsatz in Höhe von 10 Prozent auf die Materialgemeinkosten zugerechnet. Jedoch kann es für die Abteilung Einkauf interessant sein zu wissen, wieviel Prozesskosten wirklich auf jedes der verschiedene Materialien anfallen. Mit der erweiterten Prozesskostenrechnung können betriebliche einzelnen Prozesse in der eigenen Kostenstelle (z.B. Einkauf) genauer zugeordnet werden; wiviel Kosten (Zeit) beispielsweise benötigen Bestellungen von wiederholten Bestellungen oder Individualbestellungen.

Prozesskostenrechnung erweitert

leistungsmengeninduzierter und leistungsmengenneutralen Prozessen

  • Leistungsmengeninduziert [ IMI – Prozess (Incremental Cost)]
    ⇒ ähnlich vergleichbar wie der variablen Kosten
    (und hängen von der Menge der erbrachten Leistungen ab)

    ⇒ abhängige Kosten, wie alle ausführenden Tätigkeiten: Telefonieren, Verpacken, Bestellen, Beraten (Energiekosten mit steigender Produktionsmenge, Löhne für Mitarbeiter auf Stundenbasis, Materialkosten steigend mit produzierter Einheit ..
  • Leistungsmengenneutral [ IMN – Prozess (Incremental Margin) ]
    ⇒ ähnlich vergleichbar wie der fixen Kosten
    (sind unabhängig von der Menge der erbrachten Leistungen)

    ⇒ unabhängige Kosten wie beispielsweise eine leitendene Funktion, Gehälter von Verwaltungsmitarbeitern, Mietkosten für Büros, Abschreibungen auf Anlagen und Maschinen

Beispiel
Die Materialkostenstelle

Die Materialkostenstelle ist ein Bereich innerhalb eines Unternehmens, der die Kosten für Materialien erfasst und verwaltet. Sie dient dazu, die Materialkosten transparent zu machen und eine genaue Kostenkontrolle zu ermöglichen.

  • Die einzelnen Prozesse zu Material beschaffen, die wiederum unterschiedliche Teilprozesse haben [ wiederholende Vorgänge ]

In diesem Zusammenhang bezieht sich der Begriff „Cost Driver“ auf Faktoren, die die Kosten eines bestimmten Prozesses oder einer Aktivität beeinflussen. Die Anzahl von 3000 Angeboten, die eingeholt werden, stellt einen Cost Driver dar, da sie direkt mit den damit verbundenen Kosten für die Angebotsanfrage und -bearbeitung verknüpft ist. Je mehr Angebote eingeholt werden, desto höher sind in der Regel die damit verbundenen Kosten für Personal, Zeit und Ressourcen.

Angebote einholen

Anzahl: 3000 [ cost driver ]

Bestellungen aufgeben

Anzahl: 1200 [ cost driver ]

Bestellungen annehmen

Anzahl: 1200 [ cost driver ]

Bestellungen prüfen

Anzahl: 1600 [ cost driver ]

Reklamation bearbeiten

:
Die Erfassung kann hier schwierig ausfallen,
da die Dauer der einzelnen Reklamationbearbeitung variieren kann

Anzahl: 200 [ cost driver ]

Material einlagern

Anzahl: 1000 [ cost driver ]

oder in die Fertigung

Anzahl der Rüstvorgänge: 1000 [ cost driver ]

Schritte der Prozesskostenrechnung

  1. Analyse der Tätigkeiten
  2. Klassifzierung der Prozesse
  3. Bestimmung der Kostentreiber oder auch Kosteneinflussfaktoren [ cost driver ],
      Wieviel cost driver Einheiten pro Kostenträger benötigt werden?
      Zum Beispiel: Anzahl der Bestellungen
  4. Ermittlung der Prozesskostenansätze
  5. Kalkulation mit Prozesskostenansätzen bzw. die Kostenkontrolle

Prozesskostenrechnung Aufgabe

Die Wartung von 25 Fahrzeugen wird duch das eigene Personal durchgeführt. Pro Fahrzeug sind 4 Wartungsvorgänge im Jahr notwendig. Der Lohn des Mechanikers beläuft sich auf 28.000 Euro/jährlich, davon Lohnnebenkosten 40 Prozent und Sachkosten von 24.000 Euro/jährlich.

Der Abteilungsleiter des Fuhrparks ist auch der Abteilungsleiter der Logistik (Jahresgehalt 42.000 €), dessen Kapazität entfällt zu 20% auf den Fuhrpark.

a) Erläutere den Begriff Kostentreiber (Cost Driver) und ermittle den zahlenmäßigen Wert
b) Errechne den leistungsmengeninduzierten Prozesskostensatz
c) Bilde anschließend den gesamten Prozesskostensatz
d) Nenne 2 weitere typische Beispiele

Lösung a) – Prozesskostenrechnung

Kostentreiber bestimmen die Kosten des untersuchten Prozesses – der Leistungsoutput. Hier bietet sich die Zahl der Wartungsvorgänge pro Jahr an.

Rechnung: 25 • 4 = 100

Lösung b) – Prozesskostenrechnung

Prozesskostensatz leistungsmengeninduziert [ IMI – Prozess ] =

  • 28.000 € + 24.000 €
  • 100
  • = 520,- € pro Wartungsvorgang

Lösung c) – Prozesskostenrechnung

Prozesskostensatz leistungsmengenneutral [ IMN – Prozess ] = Abteilungsleiter

  • 8.400 € (Jahresgehalt Abt.-Leiter davon 20 %)
  • 100
  • = 84 € pro Wartungsvorgang

Prozesskostensatz gesamt
= 520+ 84 = 604,- € pro Wartungsvorgang

Lösung d) – Prozesskostenrechnung

– Verwaltungsprozesse in der Industrie
( Beschaffung Material, Mahnung an Kunden, Abwicklung Kundenauftrag )

– Dienstleistungsprozesse in Banken und öffentlichen Verwaltungen
( Kontoeröffnung, Zulassung PKW )

ps.
Dieser Artikel wurde 2011 erstmalig auf unserer anderen Webseite veröffentlicht.

Hinweis:
Dieser Artikel wurde 2011 erstmalig auf unserer anderen Webseite veröffentlicht.
Allgemeine Quellen:
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 10.Auflage 2006, S.1171, ISBN 3-486-58049-3
Kosten- und Leistungrechnung, 2. Auflage 2007, ISBN 978-3-589-23721-0
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